Sanierung des Wendebachstausees finanziell limitiert
Von Jürgen Gückel 27.11.2014 Uhr Sanierung des Wendebachstausees finanziell limitiert
Gerücht beunruhigt Niedernjesa
So entstehen Gerüchte: Weil ein Sprecher des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) auf Anfrage eines Fernsehsenders erklärt hat, dass vor dem Umbau des Wendebachstausees nicht der gesamte See, sondern nur der Badebereich entschlammt werde, gehen nun Angler und Politiker auf die Barrikaden.
Foto © Theodoro das Silva
Schlamm bis zum Grund: Bis zu drei Meter dick sind die Ablagerungen im leergelaufenen Wendebachstausee.
Niedernjesa. Das dürfe man, vor allem aber der Zweckverband, der den See nach dem Umbau in eigene Trägerschaft übernehmen soll, sich nicht bieten lassen, hieß es unisono im Ortsrat Niedernjesa.
Allerdings: Die Auskunft war nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch. Ebenso nicht ganz richtig ist die Annahme, dass das NLWKN die Säuberung des ganzen Sees zugesagt habe.
Die Wahrheit liegt in der Mitte, klärt Norbert Schulz, Leiter des Umweltamtes beim Landkreis und Geschäftsführer des Zweckverbandes Erholungsgebiet Wendebachstausee, auf. Richtig sei: Es wird entschlammt, bis das Geld ausgeht. Und begonnen wird im Badebereich. Immerhin stehen 180 000 Euro des Landes Niedersachsen, so die schriftliche Zusage, zur Entschlammung des Sees zur Verfügung. Wie weit man damit komme, sei aber noch unklar.
Um das Thema haben sich Zweckverband, Gemeinden, Landkreis, NLWKN und inzwischen drei Umweltminister gerauft. Mehrere Landtagsabgeordnete griffen moderierend ein. Schließlich hatte Minister Hans-Heinrich Sander (FDP) 2012 zugesagt, maximal 180 000 Euro für die Schlammräumung zur Verfügung zu stellen. Das gibt es schriftlich. Der Zweckverband hat auf dieser Basis die Arbeiten bereits ausgeschrieben und in Auftrag gegeben.
Dreimal so viel Geld zur Verfügung wie 2001
Wenn der bis zu drei Meter tiefe Schlamm in dem trockengelegten See hinreichend entwässert ist, wahrscheinlich im Januar, wird er beginnend mit dem Badebereich zusammengeschoben, in Poldern erneut ausgetrocknet und schließlich auf verschiedene Felder gefahren. Verträge mit Landwirten gibt es auch schon. Es werde, so Schulz, nach Stundenleistung abgerechnet, weil kein Unternehmen eine so seltene Arbeit kalkulieren konnte. Wenn das Geld verbraucht sei, müsse abgebrochen werden. Es gebe aber auch keine Notwendigkeit, etwa direkt vor der Staumauer an den tiefsten Stellen alles zu beseitigen.
Dass man mit 180 000 Euro deutlich über den Badebereich hinaus kommen kann, zeigt die Erfahrung. 2001 wurde der See auf Kosten des Zweckverbandes entschlammt. Damals waren 150 000 Euro veranschlagt. Weil aber schon Umbau oder Aufgabe des Stausees in der Diskussion waren, brach der Verband das Vorhaben nach verbrauchten 60 000 Euro unvollendet ab. Es steht jetzt also dreimal so viel Geld zur Verfügung wie 2001.
Details zur Räumung wird das NLWKN in einem Gespräch vor Ort kommende Woche festlegen. Der Zweckverband wird darüber auf seiner Versammlung am Dienstag, 2. Dezember, 17 Uhr, im Sitzungsraum der Kreisverwaltung informieren.
Land soll Wortbruch zugeben
Niedernjesa. Erneut hat der Ortsrat in seiner Sitzung an das Land Niedersachsen appelliert, „den Hochwasserschutz in seiner ursprünglich zugesagten Größe“ mitzufinanzieren. Es sei, so Mitglied Steffen Seliger (CDU), „völlig inakzeptabel, was das Land da mit uns macht“. SPD-Ratsherr Alexander Frey wörtlich: „Nicht so eine Alibiaktion machen, sondern sich an die Zusagen halten oder zugeben, dass man wortbrüchig ist“.
Der Ärger zielte auf Landesumweltminister Stefan Wenzel (Grüne), der bei einem Besuch vor Ort den von der Gemeinde Friedland ausgearbeiteten Hochwasserschutz vorgestellt und Landesförderung in Höhe von 80 Prozent zugesagt hatte.
Erst diesen Sommer stellte sich heraus, dass die 80-Prozent-Förderung sich nur auf ein „hundertjähriges Hochwasser“ beziehen soll, also nur ein Teil der von Wenzel vorgestellten Maßnahme bezuschusst werden soll. Aktuell arbeitet ein Ingenieurbüro daran, welchen finanziellen Unterschied das ausmacht.
Am schärfsten formulierte es Ortsbürgermeister Jürgen Rozeck (SPD): „Eine Schweinerei, erst Zusagen zu machen, und hinterher weiß man nicht mehr, wovon man gesprochen hat.“