Wendebachstausee läuft leer
Letzte Chance auf Spaziergang! 03.10.2014 Von Jürgen Gückel
Noch einmal um den idyllischen Wendebachstausee spazieren gehen – das geht nur noch an diesem Wochenende. Ab Montag wird das Wasser abgelassen. Der Rückbau des Dammes beginnt.
Vergängliche Idylle: So zeigt sich der Wendebachstausee nur noch am Wochenende. Ab Montag wird Wasser abgelassen.
Niedernjesa. Der Wendebach-See hat seine – allerdings nie voll ausgefüllte – Funktion als Hochwasser-Rückhaltebecken verloren. Damm und Überlaufbauwerk werden zurückgebaut, so dass der See künftig nur noch als Naherholungsgebiet dienen kann. Zunächst einmal wird in den nächsten Tagen der Wasserspiegel so weit gesenkt, dass der Göttinger Sportangelclub schonend Fische entnehmen und in seine anderen Gewässer umsetzen kann. Danach werden der Rest Wasser abgelassen, der See entschlammt und der Damm bis etwas über den aktuellen Wasserspiegel abgetragen sowie ein neues Überlaufbauwerk gebaut.
Unterdessen gibt es Streit um den Hochwasserschutz für Niedernjesa. Die Gemeinde Friedland hatte den Rückbauplänen energisch widersprochen, so lange das Land nicht bereit war, einen alternativen Schutz für den unterhalb der Talsperre liegenden Ort zu finanzieren. Gar mit Widerspruch und Klage gegen das Planfeststellungsverfahren wurde gedroht.
Allerdings ist Hochwasserschutz eigentlich eine kommunale Aufgabe. Das Land fördert nur mit 70 Prozent der Kosten. Den Stausee jedoch hatte das Land gebaut. Verschwindet er und damit seine Funktion, müsse das Land Ersatz schaffen – so die Position der Friedländer.
Nur ein Bruchteil
Nach langem Tauziehen im Oktober 2013 schließlich der Kompromiss: Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) präsentierte in Niedernjesa die Pläne für einen umfassenden Hochwasserschutz mit 1,8 Kilometern Dämmen, Mauern und mobilen Wänden, die die Gemeinde zuvor von einem Planungsbüro hatte ausarbeiten lassen. Kosten dafür: 2,1 bis 2,3 Millionen Euro. Das Land, so versprach Wenzel, werde ausnahmsweise 80 Prozent übernehmen.
Jetzt allerdings ist der erste Förderbescheid bei der Gemeinde eingetroffen. Darin wird zwar bestätigt, dass die Förderung 80 Prozent – statt gesetzlich 70 – beträgt. Allerdings soll nur das bezuschusst werden, was für den Schutz vor einem theoretisch alle 100 Jahre vorkommenden Hochwasser (HQ100) nötig ist. Das ist nur ein Bruchteil – etwa 20 Prozent – dessen, was an Schutzmaßnahmen geplant ist. Kritiker im Rat sind überzeugt, dass die noch verbliebenen Schutzbauten nicht einmal ausreichen würden, um eine Flut wie 1984 aufzuhalten, als das halbe Dorf unter Wasser stand.
Minister Wenzel, auf seine damalige Zusage angesprochen, erklärt, es sei als Kompromiss nur um die Höhe des Zuschusses (80 statt 70 Prozent) gegangen. Das entspreche dem Anteil an Hochwasserschutz, der durch Wegfall des Stausees künftig fehle. Welchen Umfang Schutzbauten haben, sei Sache der Kommune. Das Land fördere jedoch hier wie überall nur das, was für ein HQ100 unabdingbar sei.