Zukunft gesichert
Wendebach-Stausee: Saisonstart ohne Sorgen - Von Ulrich Schubert - 08.06.2012 18:44 Uhr
Die Stimmung ist gelöst, an den Bänken zwischen Imbisswagen und Badesteg herrscht Party-Laune. Zum ersten Mal seit vielen Jahren stimmt an diesem Tag alles: gutes Wetter, bestes Wasser und keine Zukunftssorgen mehr.
Saisonstart am Stausee: Erste Gäste sitzen sitzen schon am Steg und Sven Bossmann von der DLRG freut sich über das warme Wasser. © CR
Reinhausen. Am Donnerstag haben Vertreter des Zweckverbandes für das Naherholungsgebiet, Lokal- und Landespolitiker, DLRG und Angler die Badesaison 2012 am Wendebach-Stausee eröffnet. „Endlich ist der lange Schwebezustand aufgelöst, und wir können ebenso sicher wie froh sein, dass diese einmalige Anlage erhalten bleibt“, fasste der Zweckverbandsvorsitzende und Reinhäuser Ortsbürgermeister Manfred Kuhlmann (SPD) die aktuelle Lage zusammen. Jahrelang mussten die Gemeinden Gleichen, Friedland und der Kreis Göttingen als Mitglieder des Zweckverbandes und viele Besucher des Bade- und Naturparadieses zwischen Reinhausen und Niedernjesa um dessen Zukunft bangen.
Das Land Niedersachsen wollte den maroden Staudamm aufgeben und abtragen. Der See sollte verschwinden oder auf zwei kleine Teiche reduziert werden. Seit kurzem aber ist endgültig entschieden: Der Damm wird umgebaut und gekappt, der See aber bleibt in voller Größe erhalten. Er wird sogar noch einmal auf Landeskosten ausgebaggert. Dafür hatten sich die Akteure vor Ort, aber auch alle Landespolitiker aus dieser Region in Hannover eingesetzt. „Das war schwer, aber mit massivem Druck und vereint haben wir es geschafft“, sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Lothar Koch zum Saisonstart.
Der konnte bei 22 Grad Luft und 21 Grad Wassertemperatur kaum besser sein als an diesem Donnerstag. Das Göttinger Hygieneinstitut habe dem See wieder „eine ausgezeichnete Badewasserqualität attestiert“, betonte Verbands-Geschäftsführer Norbert Schulz. Adolf Lippold aus Stockhausen hatte zuvor die Liegewiese gemäht sowie Schäden an Spielgeräten, Sitzbänken und am Badesteg repariert. Während der Saison wird er mit seiner Frau Gerda bei gutem Wetter wieder mit einem Imbiss- und einem Toilettenwagen anrollen. An den Wochenenden und heißen Tagen wacht zudem die DLRG über die Schwimmer – auf Anfrage auch außerhalb dieser Zeiten.
„Verbesserung Basis allen Bemühens“
Niedernjesa (ck). „Verbesserung des Hochwasserschutzes für Niedernjesa“, so Rainer Carstensen vom Landesbetrieb für Wasser, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), sei „Basis allen Bemühens“. Das war die Botschaft der Landesbehörde, die vor 60 Zuhörern über den Rückbau des Wendebach-Staudamms informierte. Die freilich blieben skeptisch. Zwar erkennen sie an, dass die Beseitigung jener Gefahr, die der 1964 geplante, 1971 gebaute und niemals funktionsfähige Damm erst geschaffen hat, eine Verbesserung darstellt. Doch wie neue bauliche Maßnahmen das Dorf Niedernjesa vor Hochwasser aus Wendebach und Leine schützen sollen, darüber gab es keine Auskünfte.
Denn Hochwasserschutz, das NLWKN, sei grundsätzlich Sache der Kommunen. Die freilich, die Gemeinde Friedland, so Bürgermeister Andreas Friedrichs (SPD), fordert, dass das Land auf seine Kosten jenen Schutz wieder herstellt, den der Staudamm eigentlich hätte bieten sollen. Basis sei der Planfeststellungsbeschluss von 1961. Den darin zugesagten Hochwasserschutz gelte es, auch nach Aufgabe des Sees als Talsperre wieder herzustellen.
Allerdings: Das Papier von 1964 ist nicht sehr aussagekräftig. Zwar heißt es darin, der Stausee sei dazu bestimmt, „periodisch auftretende plötzliche Hochwasser in der Leineniederung, die zu schädigenden Überschwemmungen führen, weitgehend zu verhindern“. Aussagen, wie diese Schutzwirkung zu beziffern ist (etwa durch Wasserstandsangaben), gibt es nicht. Überhaupt diente der Stau als Teil des nie verwirklichten Aller-Leine-Oker-Plans in erster Linie dazu, großflächigen Schutz für die Landwirtschaft im niedersächsischen Flachland zu gewährleisten. Nur drei der 30 geplanten Rückhaltebecken wurden gebaut.
Laut Beteuerungen des NLWKN sehe man gleichwohl die Verpflichtung, im Planfeststellungsverfahren für den Rückbau Auswirkungen auf den Hochwasserschutz zu berücksichtigen. Sollte sich dann Bedarf ergeben, werde das Land es auch finanzieren. Eine generelle Zusage, Dämme oder andere Maßnahmen zu finanzieren, will der Landesbetrieb aber offenbar deshalb nicht geben, weil andernfalls ein Präzedenszfall geschaffen würde.